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Das Mittelalter als Ausgangspunkt für die mitteleuropäische Rasenkultur
Erste Schilderungen von Gärten und Rasenflächen stammen bereits aus der Antike. Sowohl die alten Griechen als auch die Römer widmeten sich intensiv der Gartengestaltung. Ihr auf diesem Feld erlangtes Wissen überdauerte vor allem in Form von Klostergärten bis ins Mittelalter.
In seinem Werk „De vegetabilibus“ erläutert der deutsche Gelehrte Albertus Magnus folglich auch die Anlage eines Zier- und Kräutergartens für Klöster. Dabei handelte es sich um Rasenflächen, die nicht wirtschaftlich genutzt wurden, sondern der Entspannung und dem Gebet dienten. Im Umfeld der Städte wurden außerdem Wiesenflächen für Spaziergänge, Wettkämpfe und Feste angelegt.
Für die moderne Rasenkultur in Mitteleuropa stellt das Mittelalter gewissermaßen den Ausgangspunkt dar. Entwicklungen lassen sich ab dieser Zeit bis in die Gegenwart verfolgen. Durch Text- und Bildzeugnisse sind sie zudem verhältnismäßig gut dokumentiert.
Italienische Renaissancegärten, französische Barockgärten und „pleasure grounds“
Vor allem zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert entstand in Europa eine hohe Rasen- und Gartenkultur. Zur Anlage von Rasenflächen wurde zu dieser Zeit bereits spezielles Rasensaatgut verwendet. Neben Kleearten dominierte insbesondere das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne).
Während die mittelalterlichen Gärten noch als in sich geschlossene Teilgärten nebeneinander lagen, waren die italienischen Renaissancegärten mit bestechender geometrischer Genauigkeit angelegt. Ihre Anfänge liegen in der Umgebung vom Florenz des 15. Jahrhunderts. Die einzelnen Garten- und Architekturelemente verteilten sich oft über mehrere Ebenen und wurden durch Achsen, die ein Raster ergaben, miteinander verbunden. Der Höhepunkt dieser gartenbaulichen Entwicklung wurde in Form der italienischen barocken Terrassengärten und den französischen Barockgärten einige Jahrhunderte später erreicht.
In der Barockzeit spielte Rasen eine eher untergeordnete Rolle: Tiergärten, in denen beispielsweise Hirsche gehalten wurden, waren die einzigen Rasenflächen, die regelmäßig mit Heusamen angelegt wurden. Ein Anstoß für weiteren Fortschritt in der Rasenkultur war dann die Etablierung von Ballspielen als Gesellschaftsspiele. Zunehmend wurden nunmehr Grünflächen für diesen Zweck hergerichtet. Zudem kamen besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sogenannte „pleasure grounds“ in Mode. Dabei handelte es sich um gepflegte Gartenbereiche in der Nähe des Herrensitzes, die vor allem Spaziergängen dienten und bei denen strenge Ansprüche an die Qualität der Grasnarbe gestellt wurden.
Engländer prägen die Rasenkultur der Moderne
Vorbildlich gepflegter und sattgrüner Rasen wird oft mit England in Verbindung gebracht. Schon ab dem 18. Jahrhundert begann der Siegeszug der englischen Landschaftsgärten, als die Briten in Kontakt mit den Japanern und Chinesen kamen. Statt der strikten niederländischen und französischen Vorgehensweise wurden nun möglichst naturgetreue und auf die Umwelt abgestimmte Gärten angelegt.
Der Rasen wurde zunächst von Schafen gedüngt und gekürzt. Später erfolgte der Schnitt mit der Sense. Das Grundprinzip der Rasenpflege lautete: „Mowing ‘em and rolling ‘em“, was bedeutet, dass der Rasen nach dem Mähen abgekehrt und gewalzt wurde.
Allein im Park des Blenheim Palace waren täglich 50 Männer mit dem Mähen beschäftigt – auf lange Sicht ein zu kostspieliges Unterfangen. Dieses Problem löste der englische Textilingenieur Edwin Beard Budding, indem er seinen mechanischen Spindelmäher 1830 zum Patent anmeldete. Zeitgleich wurde die Saatgutproduktion auf weitere Arten ausgeweitet, beispielsweise Straußgräser (Agrostis), Rispengräser (Poa) und Schwingel (Festuca).
Einsetzende Rasengräserzüchtung zum Ende des 19. Jahrhunderts
Während zunächst ausschließlich einfache, in der Natur vorkommende Gräser den Rasen bildeten, wurden zunehmend Sortenzüchtungen durchgeführt, um den unterschiedlichen Verwendungszwecken der Rasenflächen gerecht zu werden. Als Pionier der Rasengräserzüchtung gilt heute James Bradford Olcott aus Conneticut in den USA. Um 1885 kam er im Rahmen seiner Anbauversuche zu der Erkenntnis, dass Schwingelarten (Festuca) und Straußgräserarten (Agrostis) das geeignetste Ausgangsmaterial für weitere Züchtungen sind. Damit war der Grundstein für die weltweite Weiterentwicklung des Rasensaatguts gelegt, die im Laufe der Zeit jenes breite Sortenspektrum entstehen ließ, welches wir heute kennen.