
Keimung und Keimdauer von Rasensamen
Die wichtigsten Faktoren für die Keimung im Überblick
Um die primäre Dormanz bzw. Keimruhe der Samen zu überwinden, müssen vor allem die Faktoren Wasser, Sauerstoff und Temperatur gut zusammenspielen.
Keimfaktor Wasser
Bevor der Samen keimt, quillt er durch die Aufnahme von Wasser auf. Dadurch vergrößert er nicht nur sein Volumen. Auch Enzyme werden aktiviert, welche die gespeicherten Nährstoffe für den Keimling verfügbar machen und so den Keimprozess in Gang setzen. Eines dieser Enzyme ist die Diastase, die Stärke in Zucker umwandelt.
Eine kontinuierliche Wasserversorgung der Rasensamen ist deshalb für die Keimung besonders wichtig. Trocknet der keimende Samen aus, wird die Keimung unterbrochen und der Keimling stirbt ab. Neben der permanenten Wasserversorgung der Rasenfläche ist es auch förderlich, den Boden nach dem Einrechen der Rasensamen leicht anzuwalzen. Das stellt sicher, dass die Samen guten Kontakt zum Boden haben und entsprechend schnell das Wasser aus dem Boden ziehen können.
Keimfaktor Sauerstoff
Zur Keimung der Rasengräser sollte der Sauerstoffgehalt im Boden immer ausreichend groß sein. Die Einjährige Rispe (Poa annua) keimt zwar auch bei wenig Sauerstoff im Boden, viele andere wichtige Rasengräser jedoch nicht. Ein vor der Einsaat gut gelockerter Boden hat im Normalfall nicht mit Sauerstoffmangel zu kämpfen. Hier ist nur darauf zu achten, dass durch zu viel Nässe keine Verschlämmungen entstehen, die dann den Boden unnötig verdichten und ihm den Sauerstoff entziehen.
Keimfaktor Temperatur
Mindestens 10 °C sollte die Bodentemperatur bei der Einsaat betragen. Optimal für die meisten Rasengräser ist eine Keimtemperatur von 16 bis 23 °C. Nach oben gibt es für die Keimung ebenfalls eine Grenze: Steigt die Temperatur am Boden auf 40 °C an, wird die Keimung stark verzögert. Ab 45 °C stirbt eine Vielzahl der Keimlinge ab, insbesondere dann, wenn diese Hitzeperiode mehrere Stunden andauert.


Keimdauer und Keimverlauf der Rasengräser
Je nach Grasart und vorherrschenden Keimbedingungen fällt die Keimdauer unterschiedlich aus. Sie liegt zwischen 6 und 28 Tagen. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Keimdauer der wichtigsten Rasengräser.
Grasart | Keimdauer |
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) | 7 bis 15 Tage |
Rotschwingel (Festuca rubra) | 10 bis 18 Tage |
Rohrschwingel (Festuca arundinacea) | 10 bis 18 Tage |
Schafschwingel (Festuca ovina) | 11 bis 19 Tage |
Straußgräser (Agrostis spp.) | 12 bis 20 Tage |
Wiesenrispe (Poa pratensis) | 14 bis 21 Tage |
Lägerrispe (Poa supina) | 14 bis 24 Tage |
Der Keimverlauf der Rasensamen lässt sich in mehrere Phasen unterteilen. Jede dieser Phasen stellt ein bestimmtes Entwicklungsstadium des Keimlings dar:
- Wasseraufnahme
- Quellung
- Aktivierung der Enzyme
- Umwandlung der Nährstoffe
- Aufplatzen der Samenschale
- Bildung der Keimwurzel
- Bildung des Keimblattes
- Beginn der Fotosynthese
Die wichtigsten Faktoren für die Keimung im Überblick
Alle Rasenmischungen, die im Handel für die Rasenansaat erhältlich sind, müssen auch bezüglich der Keimfähigkeit bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Diese werden im Saatgutverkehrsgesetz geregelt. Auch die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) schreibt im Rahmen ihrer Richtlinie für Regel-Saatgut-Mischungen (RSM) eine bestimmte Keimfähigkeit vor, die die Rasengräser zur Qualitätssicherung erfüllen müssen. Die Anforderungen richten sich dabei nach denen des Saatgutverkehrsgesetzes.
Die folgende Tabelle zeigt die Keimfähigkeit ausgewählter Rasengräser gemäß Saatgutverkehrsgesetz. Die Prozentangabe drückt dabei aus, wie viele Rasensamen mindestens aufkeimen müssen, um die jeweiligen Anforderungen zu erfüllen.
Grasart | Keimfähigkeit gemäß Saatgutverkehrgesetz |
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) | 80 % |
Wiesenrispe (Poa pratensis) | 75 % |
Rotschwingel (Festuca rubra) | 75 % |
Schafschwingel (Festuca ovina) | 75 % |